Mittwoch, 30. November 2011

Suboptimale Lösung - Der Dialog

Der dazugehörige Dialog ging ungefähr so:

"Warum haben Sie denn ans Ende der Rampe eine Stufe gesetzt?"

"Das Bauamt hat gesagt, die Rampe darf nicht steiler als 6% sein. Sonst hätten wir zuviel Platz vom Bürgersteig gebraucht."

"Aber es ist doch sinnvoller, eine etwas steilere Rampe zu bauen, als eine, die mit einer Stufe endet."
"Und es ist auch gefährlich, auf einer Schräge noch mal ankippen zu müssen"

In der Zwischenzeit passierte ein Vater mit einem Kinderwagen scheinbar problemlos den Eingang.

"Sehen Sie - geht doch!"

Manchmal bin auch ich sprachlos.

Suboptimale Lösung

Aus Ablagebox

Liebe Architekten und Barrierefrei-Denker, wer findet den Fehler zuerst? ;)

Montag, 28. November 2011

Demo auf meinem Parkplatz

Manchmal kommt es vor, dass politische Gruppierungen Menschen mit Behinderungen vor ihren Karren spannen wollen, um ihre eigenen Interessen zu untermauern. - Und meistens geht das schief.

Hier meine Geschichte zu einer Initiative zu alternativen Fortbewegungsmitteln:

Die Grünen wollten an einem Freitagnachmittag auf meinem Parkplatz eine Demo machen... ‎
... so stand es in einem Flyer, der an einem Donnerstag in meinem Briefkasten war. Eine Demonstration für alternative Fortbewegungsmittel: Fahrräder, Elektrofahrzeuge, Kinderwagen und Rollstühle - alle wären zu der Demo und einem Fest eingeladen, bei dem eben auch der Platz vor der Haustür gebraucht würde.

Also rief ich bei den Organisatoren an: "Kennen Sie die StVO nicht - der Platz ist immer frei zu halten."

Antwort: "Könnten Sie vielleicht früher nach Hause kommen, damit wir dann Platz für den Aufbau haben?"

Ich fragte ihn: "Was soll ich meinen Kollegen sagen: ich muss heute früher gehen, weil eine Demo auf meinem Parkplatz stattfindet - die halten mich für verrückt?!"

So langsam kam ich in Fahrt: "Und was soll das mit den alternativen Verkehrsmitteln? Glauben Sie wirklich, irgendein Säugling könnte sein Fortbewegungsmittel wählen?"

"Und glauben Sie wirklich , ich bewege mich im Rollstuhl fort, weil ich alternativ wirken will???"

Stille.
Wir kamen überein, den Parkplatz doch freizuhalten, wenn ich in der Demozeit nicht wieder losfahren würde. Zum Schluss fragte ich noch "Na, für den ganzen Stress habe ich mir beim anschließenden Fest aber eine Grillwurst gratis verdient?!" Antwort (ziemlich entgeistert): "Wir essen keine Wurst!"

Samstag, 26. November 2011

Weihnachtsbäckerei mal anders

Ich bin vor ein paar Tagen gefragt worden, ob ich wüsste, was ein Frankfurter Kranz ist - na klar, die Hildebrandt macht´s vor und wer mag, kann sich noch die anderen Folgen runterladen. Mein Lieblingszitat: "Wenn ich oben schon schmiere, kann ich unten nicht mehr schneiden!"

"Ich kenne Sie doch?!"

Das beschreibt eine - meistens witzige, manchmal auch peinliche - Alltagserfahrung von Menschen im Rollstuhl. Erst gestern Abend hat sich ein Verkäufer in einem Laden daran erinnert, dass ich vor Jahren mal in einem anderen Laden eingekauft habe, in dem er auch mal angestellt war. Und obwohl er ganz gut aussah... ich konnte mich leider nicht an ihn erinnnern.

Witzig wird es, wenn ich Gäste habe und beim Sightseeing und Museumsbesuch ich schon am Eingang von den Mitarbeitern begrüßt werde: "Na, auch mal wieder da?!"


Und jetzt löse ich mal ein für Nicht-Rollstuhlfahrer existierendes Rätsel auf: Der Grund, weshalb mich die Kollegen am Service-Point im Berliner Hauptbahnhof mit Namen kennen ist folgender: als Reisender, der Hilfe beim Einsteigen braucht, meldet man die Fahrt vorher an - u.a. mit dem Namen. ;)

Damit, trotzdem und manchmal gerade deshalb - With it and sometimes nevertheless

Jetzt gehen wieder diese Weihnachts-Spendenshows los, in denen berichtet wird, wie Menschen den Krebs oder eine andere schwere Erkrankung überwunden oder bezwungen haben. Das wollen die Menschen hören, so scheint es.

So ist mein Leben nicht und so verstehe ich es auch nicht: Der Hydrocephalus , die Meningitis, die Meningomyelocele, die neurogene Blasenstörung - all das habe ich nicht bezwungen, sondern ich lebe damit, meistens gut, nicht immer, aber ich lebe! Und das nicht nur ein paar Monate wie im Fernsehen, sondern ein ganzes Leben. Mein Leben.

Die eigentliche Leistung im Leben ist, sich nicht unterkriegen zu lassen und in den Grenzen, die einem das Leben setzt, alles auszukosten, was geht.

Deshalb beginne ich heute dieses Blog, mein Blog!

"Guten Tag, ich kenne Sie doch?!"

"Heute Nachmittag Café Klostertor?"

Liebe Leserinnen und Leser, "Heute Nachmittag Café Klostertor?", war die Reaktion meiner Schulleitung, als ich ihr in dieser Woche...